Leseprobe „Tíogaír hÉireann – Im Bann des keltischen Tigers“

Langsam stemmte er sich hoch, hob den Kopf ein Stück und sog ihre Witterung tief ein, dann verließ er das Boot und sprang zurück auf den Steg. Sie hatte sich zwei Boote entfernt von ihm verkrochen und einen Moment lang überlegte er, ob er sie noch ein wenig in dem Glauben lassen sollte, dass sie entkommen könnte. Doch das wäre grausam. Auch wenn es eine gute Lektion bedeutete. Außerdem verstand er sie sogar, es war gewiss nicht einfach zu akzeptieren, dass man sein Leben aufgeben musste. Dazu kam, dass er ein fast Fremder für sie war und ihr erstes Treffen hatte ihr eine Welt gezeigt, die kaum einer kannte.
Er ging leise die paar Schritte bis zu dem anderen Boot und sprang geschmeidig ohne einen Laut auf das Deck.
Sophie hatte sich ganz klein gemacht und den Kopf auf die Knie gestützt, so bemerkte sie ihn erst, als er direkt vor ihr stand.
„Du solltest dir vorher einen Schlüssel holen, sonst könnte es schwierig werden von hier weg zu kommen“, sagte er leise.
In seiner Stimme schwang die gesamte Enttäuschung mit und sie hätte am liebsten abgestritten, dass sie fliehen wollte. Doch lügen kam für sie nicht in Frage.
„Wieso hast du mich so schnell gefunden?“, erkundigte sie sich und hob den Kopf.
In ihren Augen schimmerten Tränen und Verzweiflung, aber sie blickte ihn ohne zu zwinkern an.
„Ich habe deine Witterung aufgenommen, schon als du das Haus verlassen hast. Außerdem konnte ich hören, wie du an Bord gegangen bist. Meine Sinne sind viel besser ausgeprägt, als du es dir vorstellst“, erklärte er bereitwillig.
„Also habe ich keine Chance hier wegzukommen?“, fragte sie bitter.
„Doch, es ist auch ganz einfach. Du müsstest mich nur bitten, dann fahre ich dich gerne dorthin, wo du hin willst“, antwortete Connor ruhig.

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