Leseprobe „Die Sklavin des Drachenreiters“

Guten Morgen Ihr Lieben,

heute habe ich einen Ausschnitt aus „Die Sklavin des Drachenreiters“ für Euch. Viel Spaß damit.

Die Dämmerung setzte ein, während Sinja sehnsuchtsvoll in die Ferne sah, die Hände fest um das Geländer geklammert. Der Tag war lang, anstrengend und voller Überraschungen gewesen, besonders was ihren Herrn anging. Trotzdem fehlte ihr in diesem Augenblick ihre Familie so sehr. Die neckenden Bemerkungen ihrer Brüder, die besorgte Aufmerksamkeit ihrer Mutter und die liebevolle Zuwendung ihres Vaters, die sie nie wieder spüren würde. Stumm beweinte sie den Tod ihrer Familie, versank in ihrer Trauer.
So fand Artjom sie, als er ihr Zimmer betrat und zu ihr auf den Balkon kam. Lautlos stellte er sich hinter sie und legte beide Arme um sie. Schnell wischte sie über ihre tränennassen Wangen, was ihm nicht verborgen blieb. Ein trockener Schluchzer ließ sich nicht unterdrücken und sie atmete zitternd ein.
„Was bedrückt dich, kleine Steppenrose? Ich dachte, nach dem heutigen Tag, würdest du mich glücklich mit einem Lächeln begrüßen“, erkundigte er sich besorgt.
„Bitte glaubt nicht, dass ich undankbar bin. Ihr habt mir heute so viele Dinge gegeben, dass mir immer noch der Kopf schwirrt. Dennoch trauere ich um meine Familie“, erklärte sie leise.
Sie wollte noch etwas sagen, doch ihre Stimme brach und sie kämpfte verzweifelt darum, ihre Tränen zurückzuhalten.
Mit sanfter Gewalt drehte Artjom sie in seinen Armen um, bettete ihren Kopf an seiner Brust und hielt sie einfach so in dieser zarten Umarmung. Er verstand sie sehr gut, besser als sie dachte. Einen Menschen zu verlieren, den man liebte, war schon schwer, aber alle Menschen zu verlieren, die einem etwas bedeuteten musste die Hölle sein.
„Ganz ruhig kleine Steppenrose weine ruhig, wenn dir danach ist. Du hast allen Grund zu trauern“, flüsterte er ihr zu, als er spürte, wie sie verzweifelt versuchte, sich zu beherrschen.
Dieser Kampf in ihrem Innern, der sich in ihren Augen widerspiegelte, berührte sein Herz. Sanft strich er über ihren Rücken, während er sie fest an sich drückte.

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